News:Mit Immobilien die städtische Überhitzung bekämpfen- Teil 1
von Annette Gauger
Die zunehmende Überhitzung der Städte ist besonders in den letzten Jahren auch bei uns zu einem ernsthaften Problem geworden, das durch den Klimawandel und die zunehmende Urbanisierung verstärkt wird. Wir als Immobilienentwicklerin spielen bei der Planung und Gestaltung unserer gebauten Lebensräume eine entscheidende Rolle, um diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken. Quartiere und Immobilien, seien es Wohn- oder Gewerbeimmobilien, haben das Potenzial, einen bedeutenden Einfluss auf das städtische Mikroklima und die Lebensqualität der Bewohner:innen auszuüben. Durch eine nachhaltige und vorausschauende Planung können wir viel dazu beitragen, städtische Wohn- und Lebensräume zu schaffen, die widerstandsfähig gegenüber Hitze sind und eine hohe Lebensqualität bieten.
Von der Integration von Grünflächen und Schattenstrukturen bis hin zur Förderung nachhaltiger Baumaterialien und Wassermanagementmaßnahmen – unsere Expert:innen entwickeln in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren und unter Berücksichtigung lokaler Bedürfnisse individuelle und maßgeschneiderte Lösungen, die den spezifischen Anforderungen der jeweiligen urbanen Umgebung gerecht werden. Nachfolgend betrachten wir verschiedene Aspekte, die bei jeder Entwicklung und Planung berücksichtigt werden sollten:
Kooperative Zusammenarbeit mit Expert:innen:
Wir als STRABAG Real Estate (SRE) arbeiten eng mit Stadtplaner:innen, Architekt:innen, Umweltexpert:innen und lokalen Gemeinschaften zusammen, um lebenswerte Quartiere und nachhaltige Immobilienprojekte zu entwickeln. Die Einbeziehung verschiedener Stakeholder ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und die Integration von vielfältigem Fachwissen. So können alle Projektbeteiligten auf die unterschiedlichen Anforderungen und individuellen Aspekte bestmöglich eingehen.
Ausreichend Grünflächen und Schatten:
Die Schaffung von Grünflächen und Schattenstrukturen innerhalb der Quartiere ist wichtig, um die Überhitzung zu verringern. Unsere Planer:innen integrieren großangelegte Gärten, Bäume und Grünflächen in alle unsere SRE-Projekte. Diese Elemente bieten geeignete Rückzugs- und Erholungsräume für die Bewohner:innen, sorgen für ausreichend Schatten und verbessern die Luftqualität. Über die natürliche Verdunstung wird der Umgebung Wärme entzogen und die Umgebungsluft natürlich gekühlt.
Verdunstungskühlung ist eine natürliche und energieeffiziente Methode zur Reduktion von Umgebungshitze, die künftig bei der Städte- und Quartiersentwicklung eine noch größere Rolle spielen wird. Durch die gezielte Nutzung von Verdunstungskühlung können wir Überhitzung verringern und so komfortablere und nachhaltigere Lebensräume schaffen. Entsiegelte Flächen können zusätzlich auch Regenwasser speichern. Diese Retentionsflächen sorgen dafür, dass so wenig Regenwasser wie möglich in die Kanalisation abgeleitet werden muss und stattdessen den Pflanzen zur Verfügung steht.
Ein Vorzeigeprojekt in Sachen Grünraumplanung ist das KUHLIO in Bockenheim, einem der aufstrebendsten Viertel Frankfurts. Das SRE-Projekt ist auf eine Maximierung von Licht und Luft angelegt: Die gesamte Wohnanlage wird von großflächigen Grünräumen durchzogen, die Platz schaffen für Quartierhöfe, Individualgärten und Gemeinschaftsgrünflächen. Dies wirkt nicht nur der sommerlichen Überhitzung entgegen, sondern bietet auch den Bewohner:innen zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten. Das KUHLIO war das erste Gebäude in Deutschland, das eine Greenpass Gold Zertifizierung erhalten hat.
Begrünung der Immobilien:
Auch die Integration von Gründächern, vertikaler Begrünung und begrünten Fassaden in die Gebäude selbst beugen der städtischen Überhitzung vor. Durch die Schaffung von Grünflächen auf Dächern und Fassaden wird die Oberflächentemperatur reduziert, die Verdunstung erhöht und das Mikroklima verbessert. Diese Maßnahmen tragen zur Verringerung des Hitzeinseleffekts (Urban Heat Island-Effekt) bei, indem sie die Sonneneinstrahlung auf die Gebäudeoberflächen reduzieren, die Verdunstungskühlung erhöhen und somit die Temperaturen in der umliegenden Umgebung senken. Zusätzlich schaffen diese nachhaltigen Maßnahmen auch neue Lebensräume für Insekten und Kleinstlebewesen.
Österreichische Vorzeigebeispiele für Projekte mit begrünten Fassaden sind das Taborama im Wiener Nordbahnviertel und die beiden Private-Public-Partnership-Projekte Bildungscampus Landgutgasse und Bildungscampus Heidemarie Lex-Nalis in Wien. Beim Taborama wachsen Pflanzen an langen Rankstäben entlang und liefern so für die Bewohner:innen natürlichen Schatten. Eine helle Fassade minimiert zusätzlich die Hitzebildung. Auch die beiden neuen Bildungskomplexe nutzen Pflanzen an den Fassaden als natürliche Schattenspender und bieten durch begrünte Terrassen und Dachflächen Lebensräume für Tiere. Die großflächig angelegten Grünflächen werden von den Kindern und Jugendlichen als Spiel-, Sport und Rückzugsorte genutzt und spenden ausreichend Schatten.
Auch in Deutschland werden schon seit Jahren Projekte mit begrünten Fassaden realisiert. Beispiele sind das Bürogebäude auf dem ZÜBLIN-Campus Stuttgart im Albstadtweg, das KUHLIO in Frankfurt und das H3ö, dem wohl nachhaltigsten Büroquartier in Hannover, bei dem eines der drei Bürogebäude auch den Beinamen „Cleo – die Begrünte“ hat. In die Fassaden von „Cleo“ wurden vertikal bepflanzte Fassadenrahmen integriert. Das Grün verdunstet Wasser, spendet Schatten und sorgt für eine aktive Kühlung.
Nachhaltige Stadt- und Quartiersplanung:
Positionierung und Ausrichtung von Immobilien in städtischen Gebieten könnte einen erheblichen Einfluss auf die Überhitzung haben. Eine intelligente Stadt- und Quartiersplanung zielt darauf ab, Versiegelung zu minimieren, Grünflächen zu maximieren und eine optimale Belüftung zu gewährleisten. Indem man beispielsweise schattenspendende Strukturen und öffentliche Parks in die Gestaltung einbezieht, können Immobilien zu einer natürlichen Kühlung der Umgebung beitragen. Unsere Kolleg:innen in den Planungsabteilungen arbeiten eng mit Stadtplaner:innen, Architekt:innen, Umweltexpert:innen und lokalen Gemeinschaften zusammen. Um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung der Projekte und eine Integration von vielfältigem Fachwissen.
Nach der Fertigstellung der beiden SRE-Projekte Square One und Square Two hat die Stadt Wien im Rahmen der Initiative „Raus aus dem Asphalt“ für das Stadtquartier Muthgasse den Leopold-Unger-Platz im 19. Wiener Gemeindebezirk gestaltet, an den beide Gewerbeimmobilien angrenzen. Das Besondere daran ist die Integration von großflächigen Grünflächen mit ausreichend Bäumen, Sträuchern und Stauden, Wasserspielen, Trinkbrunnen, Spielflächen und mehreren Sitzgelegenheiten, die im Sommer für eine entspannte Kühlung sorgen und zum Verweilen einladen.
Welche Maßnahmen bei der Planung von Immobilien noch eine gewichtige Rolle spielen, um städtische Überhitzung zu minimieren, lesen Sie im zweiten Teil des Artikels.